Inhalt:
Familientreffen können anstrengend sein, das weiß jeder. Das ist auch bei Judd und seiner Familie nicht anders – im Gegenteil. Umso entsetzter sind Judd und seine drei Geschwister, als sie von ihrer Mutter den letzten Wunsch ihres Vaters erfahren: Die Familie soll nach seinem Tod für ihn sieben Tage Schiwa sitzen. Und eines ist allen gleich klar: Das werden sieben verdammt lange Tage!
Meine Meinung:
Seit ich von der Idee dieses Buches gehört habe, wollte ich es unbedingt lesen, denn welche Situation bietet mehr Potenzial für grandiose Szenen mitten aus dem Leben als eine eigentlich trauernde Familie, die sieben Tage lang mehr oder weniger rund um die Uhr in einem Raum sitzt und Trauergäste empfangen muss.
Natürlich bringt auch jedes Familienmitglied nicht nur die alten Konflikte von früher, sondern auch jeder sein eigenes, aktuelles Problem mit ins Elternhaus: Judd hat erst vor kurzem seine Ehefrau in flagranti beim Sex mit seinem Chef erwischt, Wendy ist genervt von ihren Kindern und ihrem ewig telefonierenden, ach so wichtigem (Geschäfts-)Mann. Die Frau von Judds Bruder Paul wünscht sich hingegen seit langem Kinder, bisher ohne Erfolg. Und zu guter letzt taucht dann auch noch der jüngste Sprössling der Familie, Phillip, mit seiner neuen, um einiges älteren Freundin und ehemaligen Lebensberaterin auf.
„Wir sitzen nun seit genau einer halben Stunde Schiwa. Zum Glück klingelt es in dem Moment an der Tür, denn wer weiß, in welche Abgründe passiv-aggressiver Attacken wir uns sonst hinabbegäben. Während sich der Raum mit ernst dreinblickenden Nachbarn zu füllen beginnt, die alle gekommen sind, um uns ihr Beileid auszusprechen, wird langsam klar, dass in einem Schiwa-Haus vor allem deswegen so viele Besucher erwünscht sind, damit die Trauernden möglichst wenig Gelegenheit haben, sich gegenseitig in Stücke zu reißen.“ (S. 88)
Herrlich! Dieses Buch ist einfach nur herrlich! Ich habe es in einem kleinen türkischen Restaurant angefangen und könnte es durchaus verstehen, wenn mich die Kellner dort etwas merkwürdig fänden. Schon auf den ersten Seiten musste ich mehr als ein Mal losprusten. Ich liebe die Schreibe von Tropper! „Schnoddrig und unverblümt wie das Leben selbst“ habe ich mir als Stichpunkt notiert und das finde ich immer noch sehr passend. Ob es nun dabei um die detaillierte Beschreibung davon geht, wie Judd seine Frau beim Sex mit seinem Chef erwischt, oder z.B. um die (natürlich vergeblichen) Versuche der sich plötzlich so einigen Geschwister, die Schiwa auf drei Tage runter zu handeln.
„Sieben verdammt lange Tage“ hat mir genau das geboten, was ich erwartet habe: eine hochexplosive Mischung an Emotionen (die ich als unbeteiligte Leserin mit einer gewissen Schadenfreude ganz besonders genießen konnte), eine grandiose Erzählweise und ein extrem trockener Humor.