Klappentext:
Aus dem Schulranzen von »Maulwurf«, einem der beliebtesten Schüler in der A-Klasse, verschwindet ein Töpfchen mit selbstgemischter Farbe, der Perlmutterfarbe. Die ersten Verdächtigungen werden geäußert, das Mißtrauen gegenüber der B-Klasse wächst, die Jagd nach einem Sündenbock beginnt. (Quelle)
Meine Meinung:
„Ich habe etwas Schreckliches getan. Zuerst war es nicht viel, aber aus einer Lüge sind tausend geworden.“ (S. 270)
Ich kann jetzt schon mal zu Beginn sagen: Jeder sollte dieses wirklich kluge, psychologisch feinsinnige und nebenher auch noch lustige Buch lesen.
Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Alexander aus der A erzählt. Der nämlich möchte sich gerne vom B-Karli ein Buch leihen. Der B-Karli hat das Buch selber aber noch nicht gelesen und will es Alexander erst ein paar Tage später leihen. Aus einem Impuls heraus nimmt Alexander ihm das Buch weg. Zuhause schämt er sich für sein Verhalten und will das Buch am nächsten Tag zurückgeben. Doch dann passiert ein Missgeschick, das das Unglück erst so richtig ins Rollen bringt: Die Perlmutterfarbe von Maulwurf, die Alexander aus Versehen eingesteckt hat, kippt um und läuft über das Buch vom B-Karli. Alexander weiß nicht mehr, was er tun soll, und traut sich nicht die Wahrheit zu sagen. Und plötzlich steht ausgerechnet der B-Karli unter Verdacht, die Perlmutterfarbe gestohlen zu haben…
„Und jetzt verdächtigst du einfach den B-Karli? Wie soll der das denn gemacht haben? Ich hab ihn noch nie in der A gesehen. Nein, das sagst du nur, weil du dich vor dem langen Gruber groß machen willst, weil der immer von den Bs alles Schlechte sagt. Damit werden wir nicht herauskriegen, wer klaut. Denn jemand, der auf die B hetzt, wird nie die Wahrheit herauskriegen, weil er sie gar nicht wissen will.“ (S. 57)
Nur wenige sehen die Situation so wie Lotte, von der das obige Zitat stammt. Die meisten aus der A möchten gerne die Schüler aus der B als Schuldige sehen. Denn die Bs sind ja grundsätzlich weniger wert. Man merkt schon: Liest man dieses Buch etwas tiefgründiger, findet man viele Parallelen aus der Geschichte und der Gegenwart. Die Autorin beschreibt sehr gekonnt und mit viel Feingefühl die einzelnen Klassenmitglieder aus der A und der B und die Gruppenprozesse, die innerhalb der Klassen und einzelner Kleingrüppchen ablaufen. Als Leser lernt man die einzelnen Jugendlichen sehr schnell kennen und lieben.
„Die Perlmutterfarbe“ fasziniert mich, denn die Geschichte ist klug, witzig, psychologisch sehr überzeugend und voller intelligent gezeichneter Charaktere.