Inhalt:
Als Sam mit seinen siebzehn Jahren von zuhause abhaut und nach London zieht, hat er ein Ziel: nicht gesehen werden. Sam möchte für sich sein, allein sein. Zunächst erscheint ihm das Haus in der Giorgiana Street 33 genau der passende Ort dafür zu sein, doch dann stellt sich heraus, dass sich die zehnjährige Bohemia ausgerechnet ihn zum Freund ausgesucht hat.
„’Welches sind deine drei Lieblingsmenschen?’, fragte sie. ‚Meine liebsten Menschen sind Mum und Isabel und du.’
Ich sagte ihr, das sei doch albern. Sie hätte mich doch gerade eben erst kennengelernt: ‚Ich könnte ganz furchtbar sein – du kennst mich noch nicht lange genug, um das zu wissen.’
Sie sagte: ‚Keiner von meinen Freunden ist furchtbar.’“ (S. 86)
Meine Meinung:
Im Gegensatz zum Rest des Buches waren die ersten Seiten der Geschichte nicht ganz einfach zu lesen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Sam und Bohemia. Und zumindest zu Beginn gefielen mir Bohemias Kapitel sehr viel besser und ließen sich leichter lesen als die von Sam. Dies hat vor allem damit zu tun, dass sich die Autorin gut darauf versteht, die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Charaktere in den Schreibstil mit einfließen zu lassen:
Die Kapitel, die aus Sams Perspektive geschrieben sind, sind genau wie er anfangs eher undurchschaubar und unnahbar. Es wird vieles angedeutet, aber kaum etwas erschließt sich sofort. Bohemias Kapitel hingegen sind genauso wie sie selbst: offen, zugänglich, manchmal etwas naiv und dadurch lustig und unterhaltsam.
Schnell wurde mir beim Lesen klar: „Dies ist eine besondere Geschichte!“
Die Autorin schafft eine Hausgemeinschaft, die man einfach mögen muss. Schafft Charaktere, die nicht immer perfekt, aber absolut liebenswürdig sind. Nicht nur Bohemia wächst dem Leser mit ihrer kindlich-naiven und gleichzeitig so weisen Art ans Herz. Auch Isabel, die alte Dame, die sich in alles einmischt und sich um jeden kümmern will, muss man einfach gern haben.
Während des Lesens war ich gefangen in einem Wechselbad der Gefühle: von Lachen zum Entsetzen zum Weinen hin zu absoluter Rührung. All dies schafft die Autorin auf nur wenigen Seiten bei mir hervorzurufen. Und ich hätte mir so gewünscht, das Buch wäre länger gewesen, denn ich konnte mich am Ende nur schwer trennen von all den lieben Menschen, die ich hier kennenlernen durfte. Und ich kann schon jetzt verraten, dass ich das Buch mit Tränen in den Augen zugeklappt habe.
Wer „Die Ameisenkolonie“ liest, bekommt eigentlich alles, was man von einem guten Buch erwarten kann: tolle Charaktere; Emotionen, die durch den grandiosen Schreibstil der Autorin direkt ins Herz gehen; ein bisschen Lebensweisheit und nicht zuletzt ein paar schöne unterhaltsame Lesestunden.
Eine absolute Leseempfehlung an dieser Stelle von mir (nicht nur an Jugendliche, sondern auch an alle Erwachsenen): dieses Buch darf man sich einfach nicht entgehen lassen!a