[Dies und Das] Ich bin gut so, wie ich bin – sich im eigenen Körper wohlfühlen!

„Sich im eigenen Körper wohlfühlen“ – das möchte ich in die Suchmaschine eingeben. Mich interessiert, was ich im Internet zu diesem Thema finde. Etwas erschreckend und auch sehr prägnant für dieses Thema: Die Suchmaschine ergänzt den Anfang meiner Suchanfrage direkt zu „Sich im eigenen Körper nicht wohlfühlen“.

Nachdem ich die Suchanfrage in die positive Variante abgeändert habe, scrolle und klicke ich mich durch die ersten Ergebnisse. Neben ein paar (teilweise tatsächlich hilfreichen) Tipps lese ich im Vorschautext zu einer Website mit dem Thema „Wohlfühlen im eigenen Körper“ auch das folgende: „Außerdem findest du hier auch einen Ratgeber für Heißhungerattacken“. Etwas fassungslos und genervt beende ich erstmal meine Internetrecherche.

Dieses Thema ist das privateste, das ich jemals auf dem Blog angesprochen habe. Und dennoch fühlt es sich gerade richtig an, ein paar Worte dazu zu schreiben. Mich in meinem Körper wohlfühlen – das ist ein Thema, was mich seit Jahren, sogar seit Jahrzehnten beschäftigt. Ich entspreche nicht dem, was die Gesellschaft vorschreibt. Dafür bin ich zu dick, habe zu viele Kurven – auch wenn diese, so zumindest meistens meine Meinung, genau an den richtigen Stellen liegen.

Was habe ich schon zu- und abgenommen… Immer wieder mit dem Ziel, dünn zu sein. Ja, wenn ich dünn bin, bin ich gut. Endlich gut genug. Bullshit! So ein Tüddelkram! Ich bin jetzt schon gut, so wie ich bin. Schreiben kann ich das. Fühlen leider noch nicht immer, aber ich arbeite daran. Und ja: Falls ich in ein paar Monaten ein Patentrezept entwickelt habe, wie man sich selbst und seinen Körper lieben kann, werde ich euch davon berichten. 😉

Was ich jetzt gerade schon lerne: Mein Seele hat ein paar Narben davon getragen. Es ist leicht, alles Verletzte und Schmerzhafte, all die negativen Gefühle und den geringen Selbstwert auf den Körper zu schieben. Aber ist das fair? Mein Körper, der mich auf viele Wanderungen begleitet hat? Mein Körper, der von meinem Herzensmann (und vielleicht auch irgendwann von mir) so geliebt wird? Warum soll er an allem Schuld sein? Warum soll er das ganze vermeintlich Schlechte in mir repräsentieren?

Ich würde gerne zwei Dinge lernen: Zum einen möchte ich mich lieben mit allem Drum und Dran: nicht nur meinen Charakter und meinen Intellekt, sondern auch meine Figur und mein Aussehen. Zum anderen wäre es toll, wenn ich meine Figur nicht über alles stellen würde, sondern auch den ganzen Rest wahrnehmen würde.

Ich habe diesen Beitrag übrigens schon vor einigen Monaten geschrieben und mich bisher noch nicht getraut, ihn zu veröffentlichen. Heute fühlt es sich okay an. Ich bin noch nicht so weit, dass ich sagen kann: Ja, ich bin absolut zufrieden mit meinem Körper, aber meine Figur wird mehr und mehr zur Nebensache. 🙂

12 Kommentare zu „[Dies und Das] Ich bin gut so, wie ich bin – sich im eigenen Körper wohlfühlen!

  1. Schön, dass du den Beitrag doch noch veröffentlicht hast. Er könnte fast eins zu eins so auch von mir stammen, daher weiß ich auch aus eigener Erfahrung, wie schwierig dieses Thema ist. Es ist auch nicht so leicht beiseite zu schieben, was einem Werbung und Beauty-Industrie jahrelang einimpfen.
    Ich wünsche uns beiden, dass wir es lernen können uns selbst zu lieben.

  2. Den Beiträg hätte ich auch schreiben können, wobei ich viele der Narben auf der Seele auf meine Familie (vor allem auf meine Mutter, die niemals eine dicke Tochter wollte) schiebe. Aber ich kann auch sagen, dass es mir im Laufe der Jahre einfacher fällt mit mir und meinem Körper im Reinen zu sein. Ich werde nie dünn sein und weder die grauen Haare, noch die Falten entsprechen irgendeinem Schönheitsideal, aber trotz aller Macken und Probleme funktioniert mein Körper ausreichend genug, um mir ein ganz okayes Leben zu gewährleisten. Es hat ein bisschen Zeit gedauert, aber ich habe auf jeden Fall in den letzten Jahren gelernt, dass ich meinen Körper lieber mag, wenn ich mich mehr mit ihm beschäftige/ihn besser behandel, statt ihn wie früher zu ignorieren, solanger er einigermaßen funktioniert …

    1. Danke für deinen Kommentar, liebe Konstanze!
      Falls es nicht zu persönlich ist: Kannst du deiner Mutter die Narben, die sie dir zugefügt hat, verzeihen?

      Schön, dass du für dich gelernt hast, dich mit allen Aspekten deiner selbst zu mögen. ❤ Das ist wirklich wunderbar!

      Deinen letzten Gedanken finde ich wirklich spannend. Damit werde ich mich gedanklich mal ein bisschen beschäftigen. Das klingt auf jeden Fall erstmal sinnvoll. 🙂 🙂

      1. Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Mein Kopf weiß, dass meine Mutter mich so behandelt, wie sie es tut, weil sie selber Probleme mit ihrem Körper hat und in einem sehr toxischen Umfeld aufgewachsen ist. Ich kann also verstehen, wieso sie sich so verhält, und ich gehe grundsätzlich davon aus, dass sie mir nicht wehtuen will. Auf der anderen Seite kann ich nicht darauf vertrauen, dass ein Gespräch mit ihr so verläuft, dass sie nicht wieder alte Narben aufreißt oder mal eben einen verbalen Seitehieb austeilt, der mich für Tage aus dem Tritt bringt. Ich fürchte, das verhindert, dass ich ihr wirklich verzeihen kann, denn ihr Verhalten hält ja bis heute an.

        Ich finde das auch ziemlich gut, dass ich mich inzwischen ganz gut leiden kann! 😉 Es ist nicht jeden Tag gleich leicht, aber es wird im Laufe der Zeit leichter! Und es hilft, wenn man sich mit Menschen umgibt, die einem guttun und all die Probleme und Fehler, die einem selber immer so präsent sind, gar nicht als Probleme oder Fehler sehen.

      2. Ich kann dein zwiegespaltenes Verhältnis absolut nachvollziehen. In der Regel liegen solchen Verhalten ja eben auch eigene Probleme zu Grunde, für die man Verständnis hat. Ich merke aber immer mehr, dass ich erwarte, dass mein Gegenüber irgendwie an sich arbeitet und eben versucht, in der Kommunikation empathischer und reflektierter zu werden.

      3. Ich finde das interessant und auch traurig, bei wie vielen die Probleme mit dem eigenen Körper mit der Familie (meist der Mutter) zusammenhängen.
        Tatsächlich ist es bei mir auch so, dass ich seit meiner frühesten Teenagerzeit ständig gehört habe, wie „schade“ es wäre, dass ich auch die typischen breiten Hüften meiner Familie hätte und ich bin bei allen Diätversuchen total unterstützt und dafür gelobt worden, obwohl ich damals sogar eher im unteren Bereich des Normalgewichts war. Das alles hat mich extrem beeinflusst. Ich versuche seit Jahren mir selbst zu „erlauben“, dass ich keine Diät mache, weil ich immer das Gefühl habe, ich wäre quasi dazu verpflichtet.

        Es ist schön, dass du inzwischen besser mit deinem Körper im Reinen bist! Das ist auch etwas wichtiges, was du schreibst, dass man den Körper lieber mag, wenn man ihn nicht einfach ignoriert, sondern ihn besser behandelt.

      4. Ach Mann, wenn man das als Außenstehende so liest, kann man nur traurig den Kopf schütteln. Als involvierter Mensch werden solche Aussagen so sehr zu „Fakten“, dass es echt schwer ist, sich bewusst zu machen, dass es eben nicht so ist und es sich um ein total verzerrtes Gesellschaftsbild handelt, an das die Realität kaum heranreicht.

        Mir geht es so mit meinen Händen. 😀 Meine Mutter hat einmal zu mir gesagt, ich hätte dicke Wurstfinger. Seitdem finde ich meine Hände furchtbar.

      5. Unsere Mütter sind halt schon der prägende Einfluss in der Kindheit und da ist es vermutlich nicht so erstaunlich, dass sie auch viele unserer Probleme zu verantworten haben …

        Neyasha, ich habe dich zwar erst zweimal getroffen, würde aber behaupten, dass du definitiv keinerlei Diät benötigst! Himmel! Was haben uns unsere Mütter mit dem Diätwahn, der ihnen selber eingetrichtert wurde, nur angetan!

        Tine, meine Mutter bemüht sich schon mich nicht zu verletzten, versteht aber nicht wieso ich ihre Aussagen über mich und meinen Körper als so verletztend empfinde. Bei ihr ist es auch oft so, dass die richtig dicken Brocken in übersehbaren kleinen Nebenbemerkungen kommen, so dass ich sie auch nicht direkt darauf ansprechen kann, sondern erst ein paar Stunden nach einem Telefonat merke, dass ich fürchterlich aufgeregt bin, obwohl das Gespräch doch meinem ersten Gefühl nach relativ okay verlief.

        Das mit dem Ignorieren war sehr, sehr viele Jahre mein Weg, um mit mir und meinem Körper fertig zu werden. Aber langfristig sorgt das ja nicht dafür, dass das Verhältnis zu meinem Körper besser wurde, das änderte sich erst, als ich netter zu mir und meinem Körper wurde.

      6. Konstanze, das ist bei meiner Mutter ganz ähnlich. Sie will mich nicht verletzen, aber ihr ist einfach nicht bewusst, wie sehr das Verhältnis zu meinem Körper dadurch beeinflusst wurde, dass mir immer das Gefühl gegeben wurde, es wäre an meiner Figur etwas falsch und eine Diät wäre immer etwas durch und durch positives (dabei habe ich mit den Diäten mein Verhältnis zum Essen nachhaltig gestört). Es sind auch tatsächlich immer nur so kleine Nebenbemerkungen, die sich festsetzen (und sei es auch nur, dass sie sehr häufig anerkennend anmerkt, wenn in meinem Familie oder unserem Bekanntenkreis jemand abgenommen hat).

        Das mit dem Ignorieren ist vermutlich eine typische Reaktion, aber du hast recht, es verbessert das Verhältnis zum Körper nicht. Es ist nur gar nicht so einfach, von diesem Ignorieren wegzukommen.

        Ich hoffe, dass es dir irgendwann gelingt, die Nebenbemerkungen nicht mehr an dich herankommen zu lassen. Aber das ist leider wirklich schwierig.

      7. Ja, ein gesundes Verhältnis zum Essen kann man so definitiv nicht entwickeln. Das ist etwas, an dem ich auch vermutlich den Rest meines Lebens arbeiten werde, weil jedes noch so kleine psychische Problem mich da auch wieder aus dem Tritt wirft.

        Das mit dem Ignorieren ist wirklich nicht so einfach zu verlernen. Wenn ich aber sehe, wie viel du unterwegs bist und wie viel dein Körper leistet, wenn du mehrere Tage wanderst, dann würde ich spontan behaupten, dass das etwas ist, wofür du ihn auf jeden Fall mögen kannst. Und allein die Tatsache, dass du ja am nächsten Tag weiterwandern willst, sorgt ja schon dafür, dass du dich gut um deinen Körper kümmerst, damit er funktioniert – wenn du also diese Fürsorge in den Alltag mitnimmst, hilft das ja vielleicht schon etwas weiter.

        Danke, das wäre wirklich schön. Wobei ich heute schon wieder so einen Vormittag habe, an dem ich meine Mutter anrufen müsste und deshalb die ganze Zeit neben der Spur bin. (Und jetzt ist bei ihr auch noch die ganze Zeit besetzt. *grummel*)

  3. Neyasha, ich erwische mich selbst auch dabei, solche kleinen lobenden Nebenbemerkungen zum Abnehmen oder ähnlichem zu machen. Es ist echt nicht leicht, aus diesem Denkmuster herauszukommen. Gerade als Lehrerin finde ich es aber total wichtig, möglichst bewusst mit solchen Denkmustern umzugehen.

    Mir ist es in diesem Jahr zum Glück immer öfter so gegangen, dass mein erster Gedanke, wenn ich ein Foto von mir angesehen habe nicht war „Oh, auf dem Bild sehe ich ja dick / dünn aus.“, sondern „Oh, ich sehe richtig glücklich / unglücklich aus.“ Ich finde, das ist ein schöner veränderter Fokus, denn das ist ja das eigentlich Wichtige!

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