Was kann man Schöneres zu Weihnachten verschenken als Bücher? Richtig, die Antwort lautet: Gar nichts! Aber manchmal ist es nicht leicht, das passende Buch auszusuchen und deswegen haben meine liebste Freundin Nanni und ich uns mal ein paar Gedanken gemacht. Vielleicht findet ihr ja noch das ein oder andere buchige Weihnachtsgeschenk, das für einen lieben Menschen unter dem Tannenbaum landet. ❤
Bücher für Schmökerliebhaber
Mein Tipp: Ich gebe zu, so richtig dick und schmökerig ist „Das Nest“ von Cynthia d’Aprix Sweeney mit seinen 410 Seiten nicht, aber ich brauchte eine halbwegs passende Kategorie, um euch dieses Buch ans Herz zu legen. Der Schreibstil der Autorin ist herrlich bissig, ihre Charaktere auf eine unperfekte Art interessant und liebenswert. Ich mag es, dass es in diesem Buch so wenig Wertung gibt. Es gibt kaum schwarz-weiß. Es gibt viele Ecken und Kanten, ganz viele Zwischentöne. Ganz viel Unperfektes. Und ist nicht das das wahre Leben? Machen wir nicht alle mal Fehler? Manchmal bewusst, manchmal unbewusst und manchmal, obwohl wir eigentlich nur das Richtige tun wollen?
Nannis Tipp: „Das achte Leben (Für Brilka)“ ist eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Das ist keine leere Phrase, sondern Tatsache. Die Sprache ist großartig. Packend, intelligent, unterhaltsam, aber nicht oberflächlich. Eindringlich, direkt und engagiert. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, das die Geschichte eines Landes, eines Jahrhunderts, einer Mentalität so geschickt und lehrreich verknüpft. Zusätzlich habe ich ständig das Gefühl eigene Schwächen und Stärken in den Handlungen der Protagonisten zu erkennen. Verspüre den Wunsch mich zu hinterfragen, zu vergleichen. „Das achte Leben“ ist ein Roman, der mich unterhält und was mit mir macht. 1275 Seiten geballte Literaturpower, von der ich mich gedanklich nicht verabschieden kann und möchte.
Bücher für Lesemuffel
Mein Tipp: „Total verrückte Wörter – Eine Sammlung unübersetzbarer Wörter aus der ganzen Welt“ ist meiner Meinung nach ein wahrer Bücherschatz. Auf liebevoll gestalteteten und wundervoll illustrierten Doppelseiten wird jeweils ein Wort vorgestellt, das es in einer anderen Sprache gibt und das wir so nicht eins zu eins übersetzen können. Du möchtest wissen, wie die Isländer es nennen, wenn ein Wetter so ungemütlich ist, dass man es sich zwar gerne vom Fenster aus ansieht, aber nicht hinausgehen möchte? Dann solltest du dir unbedingt „Total verrückte Wörter“ kaufen.
Nannis Tipp: Hast du schon eine beste Freundin oder einen besten Freund? Nicht? Wie wäre es mit einem Gespenst? Gespenster sind treu, mögen Bücher und schlafen gerne im Kühlschrank. Rebecca Green hat mit „Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ ein zauberhaftes Kinderbuch (Erwachsenenbilderbuch) entworfen, das auf witzige und rührende Art davon berichtet, wie das Leben mit einer Freundin oder einem Freund aussehen kann. Wie es ist, eine Freundin oder einen Freund zu finden und diese Freundschaft zu pflegen.
Bücher für Fantasybegeisterte
Mein Tipp: Hier möchte ich direkt eine ganze Buchreihe empfehlen, die meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung erhält: Die Chroniken des Eisernen Druiden. Atticus (der 2000 Jahre alte Druide) begegnet gemeinsam mit seinem Wolfshund Oberon in den Büchern nicht nur allen möglichen Gottheiten der verschiedensten Religionen, sondern auch Vampiren, Werwölfen, Feen und Eibenmännchen. Und obwohl der sympathische Druide eigentlich darum bemüht ist, alles richtig zu machen und vor allem GAIA (der personifizierten Erde) zu dienen, macht er sich mehr Feinde als Freunde …. Die Bücher sind Urban Fantasy vom Feinsten! Humorvoll, kämpferisch und gelungen abseits vom Mainstream!
Nannis Tipp: Charlie Jane Anders zeigt in „Alle Vögel unter dem Himmel“ auf ganz beeindruckende Art, was die phantastische Literatur zu leisten vermag. AutorenInnen haben in diesem Genre die Option ihrer Fantasie freien Lauf, Ideen sprudeln zu lassen, mit Farben, Worten und Bildern zu spielen und das Unmögliche möglich zu machen. Charlie Jane Anders macht sich all diese Möglichkeiten zu Nutze und wählt ein Setting, das sehr nah an der Realität ist. Mit fabelhaft bissigem, ironischem Unterton erzählt sie eine Geschichte, die gleichfalls unterhaltsam und kritisch ist. Prototypen stehen extrem individuellen Charakteren gegenüber, verflechten sich zum Kampf zwischen Dummheit und Cleverness und ganz nebenbei geht die Welt zugrunde. Viele Ideen perfekt verwoben.
Bücher für Spannungsfetischisten
Mein Tipp: Hier kann ich stellvertretend für die komplette Reihe um den exzentrischen Ermittler Maarten S. Sneijder und und die sympathische Komissarin Sabine Nemez den Auftakt „Todesfrist“ nennen . Der erste Band war zwar meiner Meinung nach etwas schwächer als der Rest der Reihe, aber ich habe Buch um Buch verschlungen und bin wirklich traurig, dass die Geschichte nun abgeschlossen zu sein scheint. Übrigens das einzige Buch, das mein Mann mir empfohlen hat – und gleich ein Volltreffer! 😉
Nannis Tipp: Stück für Stück gibt Kim in „Miracle Creek“ Einblick in die Lebensumstände, in die Hoffnungen, Sehnsüchte und dunklen Seiten der einzelnen Figuren. Was treibt sie an? Wie weit gehen sie um ihren Familien ein besseres Leben zu bieten? Welche Schuld laden sie auf sich, für einen Moment des Glücks? Wie gehen sie mit dieser Schuld um? Wie leben sie mit dem, was sie getan haben, weiter? Angie Kim hat mich ausgesprochen gut unterhalten, aber auch aufgerieben in meinem Denken. Hat viele Fragen aufgeworfen. Ich muss gestehen, dass es mir sehr schwer fiel, die Figuren nicht in Schubladen stecken, nicht in Gut und Böse unterteilen zu können, weil die Autorin so sehr mit ihnen und ihrer Wirkung auf mich als Leserin spielt, und auf der anderen Seite hat mich genau das sehr fasziniert.
Bücher für Vergangenheitsinteressierte
Mein Tipp: Ein Buch, das mich nachhaltig beeindruckt hat, ist „Gute Geister“ von Kathryn Stockett. Jeder kennt die berühmte „I have a dream“-Rede von Martin Luther King. Doch wie die Umstände für farbige Menschen insbesondere in den Südstaaten zu dieser Zeit waren, kann man sich schwerlich vorstellen. Genau in diese Zeit und zu dieser Problematik führt Kathyrin Stockett ihre Leser. Das Buch liest sich auf gar keinen Fall wie eine Geschichtsstunde. Insbesondere durch ihre drei liebenswerten Hauptcharaktere ist es der Autorin gelungen mich schon gleich auf den ersten Seiten in ihren Bann zu ziehen. Zwischendurch dachte ich immer wieder, ich hätte nun meine Lieblingsperson gefunden: mal gefiel mir die schnottrige Art von Minny am besten, mal habe ich die Großherzigkeit von Aibileen bewundert. Und dann wieder mochte ich die unsichere, aber doch so mutige Skeeter am liebsten. Bis mir irgendwann klar wurde: Alle drei Frauen sind einfach toll! Das ganze Buch ist toll!
Nannis Tipp: „Zwei Handvoll Leben“ ist die Geschichte der Großmütter der Autorin. Beide haben den ersten, sowie auch den zweiten Weltkrieg überlebt. Nicht ohne Blessuren, nicht ohne Narben. Sehr unterschiedlich aufgewachsen und doch schlagen ihre Herzen gleich, mussten ähnliche Verluste, Ängste und Sehnsüchte durchleben. Das Schicksal führt sie zusammen, als ihre Kinder den Bund der Ehe eingehen. Der Erzählstil der Autorin ist sehr klar, sachlich, aber nie trocken, sondern so lebendig, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand lege. Die Sprache der Zeit angepasst und trotz der Liebesgeschichte, die immer wieder ins Leben der Protagonistinnen tritt, keineswegs romantisiert oder kitschig. Trotzdem gelingt es Katharina Fuchs große Gefühle bei mir auszulösen. Die Geschichte der beiden Frauen ist von Dramatik durchgezogen. Die Stärke mit der sie ihren Lebensumständen begegnen, hat mich tief berührt. „Zwei Handvoll Leben“ ist einer der besten Romane, die ich aus dem Setting 1. / 2. Weltkrieg gelesen habe.
Bücher für Wertschätzer des Besonderen
Mein Tipp: Eines der teuersten, schwersten und besondersten Bücher in meinem Regal ist „Das Buch der 1000 Bücher“. Der Titel ist eigentlich selbsterklärend, oder? Es werden 1000 Bücher aus aller Zeit vorgestellt: Geordnet nach Autoren trifft man sowohl auf „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren als auch auf „Das Ich und das Es“ von Sigmund Freud. Sicherlich kein Buch für jeden, dafür aber wirklich etwas Besonderes.
Nannis Tipp: In „Liebe“ geht es um die Liebe zwischen zwei erwachsenen Menschen. Liebe, die berührt, die Leben verändert, die Erinnerungen schafft, die für die Ewigkeit ist oder nur für einige Minuten. Delforge schreibt mir unter die Haut. Ihre Texte sind leicht und gleichzeitig poetisch. Mal als Prosa verfasst, mal als kleine Geschichte. Immer mit vielen Emotionen zwischen den Zeilen. Mit dem Wunsch Menschen zu berühren.
„An diesem Morgen…
…lag so viel Liebe in der Luft, dass man sie greifen konnte.
Und nichts anderes hatte Bedeutung.“
Bücher für Romantiker
Mein Tipp: Für diese Kategorie musste ich nicht lange nachdenken. Mein Liebesroman schlechthin ist „Gut gegen Nordwind“. Der E-Mail-Roman ist so voller Sprachgewalt und Gefühl. Wer ein ungewöhnliches Buch, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte lesen möchte, ist mit diesem Buch wirklich gut beraten. Die Liebesgeschichte zwischen Emmi und Leo ist so intensiv, ist so real und so mitreißend, dass sie auch ganz ohne Erzähler nur durch die gegenseitigen Emails den Leser einfach in den Bann ziehen muss: Lesen! (Das Hörbuch mit Christian Berkel und Andrea Sawatzki ist übrigens auch grandios.)
Nannis Tipp: „Der Gesang der Flusskrebse“ hat etwas, das nur wenige Bücher haben. Dieses Besondere, diese Feinheit, diese absolute Harmonie aus Handlung und Atmosphäre, die sich fast wie eine Aura um das Buch herum legt. Protagonistin Kya Clark hat in ihrer Kindheit Erfahrungen gemacht, die dafür sorgen, dass sie nicht in der Lage ist eine gesunde Bindung einzugehen. So ist es unabdingbar, dass es zu Schwierigkeiten kommt, als zwei junge Männer Kyas Nähe suchen. Als einer von beiden tot aufgefunden wird, ist für die Bewohner der nahe gelegenen Kleinstadt klar, dass nur Kya das Übel des Bösen sein kann. Die Isolation in der Kya lebt, ist traurig und beklemmend. Auf der anderen Seite lernt sie Kompetenzen, die eben aus dieser Isolation wachsen. Eine Verbundenheit zur Natur, die Fähigkeit die Natur in all ihrer Schönheit und Kraft wahrzunehmen. Eine Stärke, zu der sie gezwungen ist, um zu überleben. Ich schwanke zwischen Ängsten und Hoffnung, zwischen Demut und Entsetzen. Owens wirft mich in einen Strudel aus Gefühlen, aus dem ich letztendlich mit einer wohligen Wärme im Bauch hervortauche.
Bücher für (im Herzen) junge Leser
Mein Tipp: „Der große schwarze Vogel“ ist sicherlich kein einfaches Buch, denn es handelt vom Tod. Bens Geschichte – die ersten Tage nach dem Tod seiner Mutter, die einzelnen Rückblicke auf die Zeit davor, aber auch den Blick nach vorn auf Geschichten, die noch passieren werden – hat mich sehr berührt. Ich würde gerne von so vielen liebevollen Details erzählen, von so vielen Lieblingsstellen. Aber gleichzeitig möchte ich auch jedem die Chance geben, die Geschichte selbst zu fühlen und zu erleben. Es ist ein Buch, das mich am Ende mit tränennassen Wangen und einem glücklichen Lächeln zurückgelassen hat.
Nannis Tipp: „Ein Sommer in Sommerby“ ist ein Buch für Jedermann. Ein Herzensbuch, das von Herzen kommt. Ich habe es so sehr genossen mich nach Sommerby zu lesen. Obwohl es dort turbulent zugeht, Oma Inge manchmal etwas ruppig ist und echt richtig spannende Dinge passieren, die einem Krimi in nichts nachstehen, umgibt mich auch diese Sommerby Geschichte mit einer wohligen Wärme, die mich an die Geborgenheit meiner Kindheit erinnert. Überhaupt sind sich Sommerby und mein Bullerbü, der Ort meiner Kindheit, den ich gerne mit den wunderschönen Geschichten von Astrid Lindgren vergleiche, sehr ähnlich. Mitten in der Natur steht das kleine Haus von Oma Inge. Das Miteinander zwischen Mensch und Natur ist dort sehr wichtig. Man braucht sich, um zu überleben. Oma Inge kocht Marmelade aus den Früchten der Obstbäume, es gibt Frühstück aus dem Hühnerstall, Inge versorgt und pflegt Tiere, Garten, Bäume. Eine Symbiose, die gut tut. Die erdet und beglückt.
Eine schöne Zusammenstellung!
Um „Das achte Leben“ schleiche ich schon seit langem unschlüssig herum. Irgendwie schreckt mich die pure Länge des Buches schon etwas ab.
Lies es unbedingt! Lass dich nicht von der Länge abschrecken. Die Sprache der Autorin ist so bewundernswert. Habe sie bei einer Lesung erlebt. Eine Frau mit einer sehr starken Präsenz.
Es liest sich so flüssig.
Ich habe vier Wochen darin gelesen und zwischendurch ein Kind bekommen 😂 es ist also gut machbar 😉
Mich würde die Länge auch wirklich abschrecken. 😀 Aber wenn Nanni parallel sogar ein Kind bekommen hat … 😀 😀
Ich stelle mri gerade vor, wie Nanni voll in den Wehen, alle um sie herumwuselnd, mit dem Buch in der Hand im Krankenhaus liegt: „Moment, Moment – nur noch das eine Kapitel!“ ❤
Haha, Tine, jetzt hast du mir sehr schräge Bilder in den Kopf gesetzt.
Aber bei einer so energischen Empfehlung muss ich es jetzt doch auf die Leseliste geben.