„Erzähl mir was aus deinem Leben“, sagte Mary. „Die kleinste Kleinigkeit, wenn du magst.“
Alles ist möglich, S. 119
Als ich beim Lesen über das Zitat gestolpert bin, habe ich es mir sofort gemerkt, denn meiner Meinung nach passt es perfekt zum Buch und beschreibt den Inhalt auf eine Art, die ich nie gekonnt hätte. Elizabeth Strout erzählt vom Leben. Mal die Besondernheiten und mal die kleinsten Kleinigkeiten. Sie erzählt das Leben von Menschen wie du und ich. Menschen, die viel erlebt haben. Menschen, denen besondere Dinge widerfahren sind.
Jedes Kapitel in diesem Buch widmet sich einer anderen Figur, doch stehen alle einzelnen Geschichte in Verbindung miteinander. Manchmal gibt es verbindende Personen, manchmal ähnliche Schicksale oder gleiche Heimatorte. Da ist zum Beispiel Mary, die ihren Mann nach langen Jahren der Ehe verlassen hat, nach Italien gezogen ist und sich nun vor ihrer Tochter rechtfertigen muss. Da ist Patty, die ihren Mann verloren hat, mit dem sie so viel verbunden hat. Oder Tommy, der, nachdem sein Hof abbrannte, Hausmeister an einer Schule wurde und dem Schicksal (und Gott) dafür so dankbar ist.
Was ich an diesem Buch ein bisschen vermisst habe und was mir gleichzeitig dann doch gar nicht gefehlt hat, ist eine größere verbindende Handlung der einzelnen Geschichten. Jede Geschichte steht für sich. Jede einzelne Geschichte erzählt den Lebensweg von so unterschiedlichen Figuren mit so einer genauen Beobachtungsgabe und einem liebevoll milden Blick der Erzählerin, dass sie einfach so für sich stehen können. Es braucht keine große Rahmenhandlung.
Für mich ist „Alles ist möglich“ das erste Buch von Elizabeth Strout, aber mit Sicherheit nicht mein letztes. Der Schreibstil der Autorin, ihre besonderen Charaktere, die Lebenswege und die kleinsten Kleinigkeiten – all das hat mich fasziniert und an die Seiten gefesselt.
Wenn du ein weiteres Buch der Autorin ausprobieren möchtest, dann empfehle ich dir „Mit Blick aufs Meer“. Da gibt es auch diese einzelnen Episoden rund um verschiedene Personen, aber je länger man liest, desto mehr muss man feststellen wie eng die Figuren miteinander verknüpft sind und wie sehr die Perspektive der einen Person von einer anderen abweicht. Ich fand es anfangs nicht so einfach reinzukommen, aber es war ungemein faszinierend die verschiedenen Beziehungen zu entdecken und die „Lücken“ in den Geschichten haben mich auch nach dem Lesen noch einige Zeit beschäftigt.
„Mit Blick aufs Meer“ ist an dem Tag bei mir angekommen, an dem du es mir empfohlen hast. 😉 Ich hatte es mir auch schon rausgesucht. Umso schöner, dass du es im Nachhinein auch empfiehlst.
Hm….dachte irgendwie ich hätte schon was von ihr gelesen, aber bei näherer Recherche nein…und wie kann das sein? Immerhin hat sie den Pulitzer….
Hab mit jetzt auch mal „Mit Blick aufs Meer“ bestellt.
LG Nicole
Dann wünsche ich dir (und mir) viel Spaß mit dem Buch und hoffe, dass es uns so gut gefällt wie mir „Alles ist möglich“.
Liebe Grüße zurück